Erst kürzlich ist der Fortschrittsbericht zur Arbeit auf der „Nationalen Plattform Zukunft des Tourismus“ (NPZT) erschienen, im November legen die ersten Initiativen bereits ihre Abschlusspapiere mit wertvollen Handlungsempfehlungen vor und neue Initiativen halten Einzug. Das sind erfreuliche Ergebnisse – und die Arbeit geht weiter. Rund 60 Expertinnen und Experten aus der Reisebranche, Politik und Wissenschaft haben sich erneut in ihren Arbeitsgruppen (AGs) zu den vier zentralen Zukunftsthemen erneut in Berlin getroffen. Wie kann Tourismus mit den Klimazielen, Umwelt- und Naturschutz in Einklang gebracht und dabei gleichzeitig wettbewerbsfähig und leistungsstark sein? Wie finden die Unternehmen im Tourismus motivierte Arbeitskräfte? Und wie können sie digitale Daten und Lösungen intelligent nutzen? Für die großen Herausforderungen der Zeit werden in zahlreichen Initiativen der AGs konstruktive, praktisch umsetzbare Lösungsvorschläge erarbeitet – und fast zwei Drittel der Initiativen melden aktuell gute bis sehr gute Fortschritte. Die Ergebnisse werden dazu beitragen, die Tourismusbranche in all ihrer Vielfalt in eine erfolgreiche Zukunft zu begleiten.
Erste Initiativen erfolgreich abgeschlossen
Drei Initiativen haben ihre operative Projektphase zwischenzeitlich abschließen können und daraus praktikabel umsetzbare Handlungsempfehlungen abgeleitet, die andere Branchenteilnehmer übernehmen und für sich adaptieren können. Das ist der zentrale Kerngedanke bei der NPZT: Branchenübergreifend eine Vielzahl von Protagonisten in einem Projekt zusammenbringen und die gemeinsam erarbeiteten Lösungen allen anderen, die sich in ihrer Praxis mit derselben Thematik konfrontiert sehen, zugänglich zu machen. Die drei soweit abgeschlossenen Initiativen haben die Ladeinfrastruktur für E-Mobilität in den Tourismusregionen erfasst, für die Vernetzung und Digitalisierung von Gastanmeldung und Gastbeitragssystemen Lösungen erarbeitet und die Voraussetzungen für digitale IDs und Brieftaschen in der Reisebranche konkretisiert. Die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen sind auf der Webseite der NPZT veröffentlicht. Nun gilt es, die Resultate weithin bekannt zu machen, so dass andere direkt davon profitieren können und sie eine sichtbare Breitenwirkung entfalten. Dazu sind unter anderem Workshops geplant, die sich schon kurz nach Bekanntgabe einer großen Resonanz erfreuen. Dem Anspruch, die Vernetzung und den Austausch innerhalb der Reisebranche zu forcieren, ist die NPZT deutlich nähergekommen.
Neue Initiativen am Start
So bunt und breitgefächert die Tourismusbranche ist, so vielfältig sind die Herausforderungen. Es gilt, Gesetzgebungen des Bundes oder der EU mit der Praxis in Einklang zu bringen, aktuelle Herausforderungen zu meistern und nicht zuletzt Reisende von umwelt- und klimafreundlichen Optionen zu überzeugen. Neun neue Initiativen haben aktuell den Einzug auf die Plattform geschafft, weil sie zukunftsweisend sind und viel Potenzial haben, mit den erwartbaren Ergebnissen Lösungsansätze und Anregungen zu vermitteln.
In der AG Klima will eine der neuen Initiativen den Dialog zwischen Tourismus und Naturschutz intensivieren, um den Tourismus dafür zu gewinnen, aktiv die Natur und damit seine eigene Lebensgrundlage zu erhalten. Eine weitere Initiative beschäftigt sich mit touristischen Unternehmen als Treiber der sozial-ökonomischen Transformation: Im Schulterschluss mit der Wissenschaft will sie im Feldversuch testen, ob sich der Wohlfühleffekt, der sich bei umweltfreundlichem Verhalten einstellt, nutzen lässt, damit mehr Gäste mit dem ÖPNV zu einer touristischen Destination anreisen. „SMILE 24 – Schlei Mobilität: innovativ, ländlich und emissionsfrei 24/7“ ist auf die Plattform aufgenommen worden, um das vielversprechende Projekt noch intensiver mit anderen Projekten im ländlichen Raum und gegebenenfalls mit weiteren Verkehrsträgern zu vernetzen.
In der AG Wettbewerb haben ebenfalls drei neue Initiativen ihre Arbeit aufgenommen: Beim Praxischeck Gastgewerbe geht es darum, für besonders belastende Dokumentations- und Berichtspflichten im Gastgewerbe praktikable Lösungsansätze zu entwickeln. Das Projektnetzwerk maritime Touristik fördert die Vernetzung der maritimen Tourismusstandorte in Deutschland mit dem Ziel, die positiven wirtschaftlichen Effekte der Kreuzfahrt durch erfolgreiche Beispiele für möglichst viele Regionen zu maximieren und den Klimaschutz zu verbessern. „Reisen für alle“ adressiert die Barrierefreiheit im Tourismus und wird unter dem aktuellen Träger BTG inhaltlich und organisatorisch für eine größere Reichweite aufgestellt.
Die AG Digitalisierung begrüßt zwei neue Initiativen in ihrer Mitte: Die eine beschäftigt sich mit digitalen Umsetzungsverfahren der EU-Verordnung für die Kurzzeitvermietung, die andere mit Qualitätskriterien für digitale Tourismusdaten.
Tourismusbranche bekennt sich zu Weltoffenheit
Aus dem Lenkungskreis der NPZT heraus wurde erstmals eine eigene Initiative ins Leben gerufen, denn sie betrifft übergreifend alle Arbeitsbereiche und die gesamte Branche. Mit der neuen Initiative zur Weltoffenheit untermauert die Tourismusbranche ein geschlossenes Eintreten für mehr Toleranz und Offenheit.
Große Herausforderungen fortschrittlich angepackt
Viele laufende Initiativen aus den vier AGs haben zwischenzeitlich einiges erreicht. So werden aus der Initiative zur Fachkräftegewinnung aus Bangladesch Erkenntnisse gewonnen, wie die Tourismusbranche sich EU-Fördermittel zunutze machen kann und wie die Herausforderungen einer Antragstellung gemeistert werden können.
Die Initiative, die sich den Potenzialen des jungen Reisens widmet, will mit dem Launch ihrer neuen Webseite eine zentrale Informationsquelle für Kinder- und Jugendreisen etablieren. Und das Open Data-/Knowledge Graph-Projekt wächst, weil sich neue Anknüpfungspunkte ergeben. Erst die konstruktive Arbeit in Initiativen-übergreifenden Projektteams offenbart, welche praxisrelevanten Herausforderungen noch zu meistern sind. Wie können Doppelerhebungen bei Daten (national und EU) vermieden werden? Welche Konsequenzen hat zum Beispiel der EU AI Act auf die heimische Tourismuswirtschaft? Das zeigt nur beispielhaft, wo überall noch etwas zu tun ist. Daneben wollen wir die Vernetzung Initiativen- und Arbeitsgruppen-übergreifend voranbringen, denn es zeigt sich immer stärker, dass die Arbeitsgruppen auch untereinander thematische Berührungspunkte haben.
Die nächsten Arbeitsgruppen-Sitzungen sind für Mai 2025 terminiert.